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Philip Newcombe: mosquito

 

Philip Newcombes Ausstellung bei Å+ trägt den Titel „mosquito“ und verweist damit schon auf die Eigenschaften seiner Arbeiten, denn sie sorgen für eine leichte Irritation, sind zumeist klein, unaufdringlich, und „fliegen auch wieder davon“, wie der Künstler selbst sagt. So sind viele seiner Arbeiten auch im öffentlichen Raum eher unscheinbar und fallen vermutlich nur dem genauen Betrachter oder einem Eingeweihten ins Auge. Dadurch zeigen sie auch ihr performatives Potenzial, denn häufig vollzieht der Rezipient die Gedankengänge des Künstlers nach bzw. erfährt durch die Auseinandersetzung mit den Arbeiten den Gehalt und die Bedeutung von Objekten neu.

In diesem Sinne sollen die Werke den Rezipienten bewegen und nicht den Künstler aus seiner Arbeit entheben, wie auch in der Arbeit „Manifesto“, in der eine kurze Liste Anweisungen vorgibt, die leicht und von jedem ausführbar sind, um Veränderung zu erzeugen, womit der Künstler auf den Trend verweist, die Welt durch Manifeste zu verändern, obwohl es dabei häufig nur um Selbstverwirklichung geht.

Die Arbeit mit dem Titel „Fluke“ ist kein ausgestopfter Adler, sondern ein gewöhnliches Rotkehlchen. Es wirkt irritierend, einen Vogel in einer erstarrten Position auszustopfen, doch im Grunde wird diese Ausführung der absurden Intention des Ausstopfens viel gerechter, denn sie versucht nicht, ein totes Tier in eine lebensechten Pose zu bannen: In diesem Fall wird der Vogel als das was er ist, als leblos, dargestellt. Zudem entspricht das Gewicht des für die Gegenwart und Ewigkeit präparierten Tieres dem Gewicht, das in den 1920er Jahren der Seele zugeschrieben wurde.

Seine Arbeiten spielen mit einem Vorwissen, einer den Gegenständen eigenen Intention. So soll eine Box Objekte

lagern – keine Musik; ein Grabsteinportrait soll den Menschen zeigen – nicht seine Rückseite; die 13 gilt als

Unglückszahl – doch behält sie ihre unheilvolle Konnotation, indem man sie umdreht und wird vielleicht zum Glücksbringer?

Mit einem leichten Twist lässt Philip Newcombe den Betrachter über die Bestimmung von Gegenständen reflektieren und schafft mit stillem Witz Arbeiten von kräftiger Ernsthaftigkeit.

 

 

Philip Newcombe’s exhibition at Å+ is titled “mosquito“ and so refers to the characteristics of his works, which cause little irritations, are mostly small and “also fly away again“, as the artist says himself. That is why a lot of his works in public space are rather inconspicuous and only strike the eye of precise or inducted observers. Thus they furthermore show their performative potential because the recipient often reproduces the same thoughts as the artist or experiences the content and the meaning of objects through his involvement with the works on a new level.

Along these lines the works want to move the recipient and don't try to expose the artist out of his work, as in the piece “manifesto“ which sets instructions on a short list that are easily performable by anyone, just to create change. This work is a statement of the artist on the trend to change the world with manifestos, even though most of them are just about

self-realisation.

The work titled “Fluke“ is not a taxidermsied eagle but an ordinary robin. To stuff a bird in a pose of rigor mortis appears strange, but actually this execution does the absurd intention of taxidermy far more justice, as it does not attempt to lock a dead animal in a lifelike posture: In this case the bird is depicted as what he really is, as inanimate. Furthermore, the weight of the bird that is prepared for the present and eternity is the same weight that in the 1920ies was assumed to be the weight of the soul.

His works play with preexisting knowledge, the purpose inherent to the objects. So a box should store items – not music; a gravestone portrait should show the person – not his backside; the number 13 is considered to bring bad luck – but does it keep its ominous connotations, or does turning it upside down also turn it into a lucky charm?

 

Otto Bonnen

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